Internationaler Freimaurerorden für Männer und Frauen Österreich

LE DROIT HUMAIN

DAS MENSCHENRECHT

▩ ▩ ▩ Rundgang: nächster Stein im musivischen Pflaster ▩ ▩ ▩

Kette

Barbara N.

So vieles kann ich allein machen: ein Bild malen, ein Gedicht schreiben, ein Lied komponieren und singen, tanzen kann ich auch allein. Aber allein leben kann ich nicht, denn vieles von dem, was ich brauche, kann ich nicht herstellen oder aufbewahren oder verwalten. Schön ist es, wenn andere mein Bild anschauen, mein Gedicht lesen, mein Lied singen und mit mir tanzen. Und interessant ist es, dein Lächeln zu erwidern, dein Lied zu hören, deine Erzählung zu lesen und dein Bild anzusehen. Gesellschaft ist das Miteinander in den Tätigkeiten und im Bewahren, Versorgen, und Erfinden. Wir sind unterschiedlich und unsere Talente ergänzen einander. Wenn wir ähnliche Absichten haben in dieser Welt, sollen wir uns zusammenfinden und gemeinsam an diesen Visionen arbeiten. Humanität als oberstes Ziel soll uns verbinden, Gleichheit in und Toleranz für die Unterschiedlichkeit, Freiheit, die andere nicht schädigt, Geschwisterlichkeit, die das Du unabhängig von der materiellen biologischen Ausformung annimmt.

Hohe Werte zu leben ist das Ziel, der Weg der Selbsterkenntnis ermöglicht, am Weg voranzukommen.

Als ich mich entschied, der Freimaurerei beizutreten, erlebte ich im Initiierungsprozess erstmals die Macht der Kette – ich wurde ein Kettenglied dieser mit den Herzen die Erde umspannenden Kette.

Wir waren und sind verbunden, aber dennoch auch einzeln. Ich spüre die Unterschiedlichkeiten. Ich kann annehmen, dass du anders bist als ich, dass wir nicht in allen Fragen einer Meinung sind, dass du anders lebst. Aber ich weiß, dass wir alle am Tempel der Humanität bauen. Unsere Fähigkeiten sind verschiedene, das ist gut so. Denn wir brauchen alle Berufe und Talente, um diesen gesellschaftlichen Bau zu errichten. Noch war ich Lehrling und werde es immer bleiben, egal wie weit mich die Walz der Gesell*innenzeit in der Fremde dann belehrte. Und auch als Meister*in war und bin ich weiterhin Lehrling und immer suchend, ein Kettenglied, das sich mit allen anderen verbindet, mit den Lehrlingen, den Gesell*innen, den Meister*innen auf dieser Welt. Wie weit du auf dem Weg bist, spielt keine Rolle. Wir arbeiten miteinander am Tempel und sind im Herzen verbunden. Die Kette lässt uns diese Verbindung spüren und gibt die Kraft, weiterzuarbeiten.

Beim Initiierungprozess bin ich in den Kreis der Kette aufgenommen worden. Nun fühle ich mich als Teil davon und erlebe die symbolische Erneuerung ein jedes Mal als Stärkung und große Freude. Es ist das schönste Symbol der Freimaurerei: die Kette der Herzen.